Autismus-Kompetenzzentrum Oberfranken gemeinnützige GmbH
Online-Beratung soll auch nach Corona ein Angebot bleiben
Projektbericht - Jubiläumsspende 2021
Eine Anlaufstelle für alle Angelegenheiten rund um das Thema Autismus ist das Autismus-Kompetenzzentrum Oberfranken mit Sitz in Burgkunstadt. Fachkräfte bieten ein kostenfreies, niederschwelliges Angebot in der Beratungsstelle und in Außensprechstunden an fünf verschiedenen Orten in ganz Oberfranken an. Sie sind Ansprechpartner für Menschen jeden Alters aus dem autistischen Spektrum sowie deren Eltern, Familien und weitere Bezugspersonen. Darüber hinaus dient das Zentrum als Vermittler und Bindeglied zu weiteren Fachkräften unterschiedlicher Profession und öffentlichen Stellen.
Worum geht's:
Wie viele andere Einrichtungen war auch das Autismus-Kompetenzzentrum von der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Einschränkungen betroffen. Beratungsgespräche vor Ort in Burgkunstadt sowie die regelmäßigen Außensprechstunden und -termine konnten nicht mehr wahrgenommen werden. Die Umstellung auf einen geregelten Online-Betrieb war zunächst schwierig, denn es fehlte an geeigneten Mitteln zur Umsetzung wie Computern mit Kamera oder einer Videokonferenz-Software.
Da in den Gesprächen sensible und vertrauliche Informationen ausgetauscht werden, muss eine solche Software bestimmte Datenschutz-Kriterien erfüllen. Aus diesem Grund war auch die Nutzung der privaten Geräte im Homeoffice lediglich eine vorübergehende Notlösung. Mithilfe einer Förderung über gut 1.200 Euro aus dem Jubiläumsspendenprojekt „Digitale Teilhabe und Bildung“ des Diözesan-Caritasverbandes Bamberg konnte das Autismus-Kompetenzzentrum einen neuen Laptop mit integrierter Webcam sowie ein sicheres Programm für Videokonferenzen anschaffen.
Der Spendenzweck:
Die beiden Fachkräfte des Zentrums, Dipl.-Sozialpädagogin Alexandra Lindner und Dipl.-Pädagoge Rudolf Donath, erklären, was der Wegfall von Betreuung für die autistischen Klienten und ihre Bezugspersonen bedeutet: Durch die Einschränkungen der Pandemie hätte sich für die Menschen der Tagesablauf geändert. Für die Klienten, die eine feste tägliche Routine brauchen, ergaben sich plötzlich unstrukturierte Tage.
Besonders schlimm sei die plötzliche Umstellung für Kinder und Jugendliche gewesen. Während der Schulbesuch vor der Pandemie ein fest strukturiertes Zeitfenster darstellte, fiel diese Routine unerwartet weg. „Homeschooling ist für manche Schüler mit Autismus-Spektrum-Störung eine absolute Katastrophe“, macht Rudolf Donath deutlich. Zusammen mit seiner Kollegin konnte er bewirken, dass die Schulbegleitung, die betroffene Kinder im Unterricht unterstützt, zu diesen nach Hause kommen durfte. Mit dieser Sicherheit konnten die Schüler die schwierige Situation meistern. Wegen der vorübergehenden Schließung von Therapiezentren und Praxen fehlte es zusätzlich an professioneller Unterstützung. Aus diesem Grund sei es besonders wichtig gewesen, schnell zu handeln und alternative Beratungsangebote zu schaffen.
Die Herausforderungen:
Mit dem Wechsel zum digitalen Angebot ist das Team zufrieden. Wie Geschäftsführerin Nicole Metze erklärt, hätte die Umstellung auf Online-Beratung für die Klienten zuweilen auch positive Effekte: „Jeder soziale Kontakt, der wegfällt, kann eine Erleichterung für einen Menschen mit Autismus sein.“ Für die Betroffenen bedeute beispielsweise die Anreise zum Gespräch und die Begegnung mit anderen Menschen auf dem Weg dorthin Stress, der während der Pandemie vermieden werden konnte.
Auch zukünftig möchten die Fachkräfte des Autismus-Kompetenzzentrums die Online-Beratung beibehalten und sogar weiter ausbauen. Programmpunkte wie virtuelle Elternrunden haben sich bewährt und werden fortgeführt. Durch die stetig steigende Anzahl von Anfragen ergibt sich zunehmend ein zeitlicher Mehraufwand, der bei ausschließlich analogen Beratungen nicht mehr zu stemmen wäre. Die Zeitersparnis sei ein großer Vorteil des digitalen Austauschs.
Für Lindner und Donath steht im Vordergrund, die Beratung für die betroffenen Personen so angenehm wie möglich zu gestalten. Je nach individuellem Bedarf sollen die Gespräche in Zukunft also über Video, Telefon oder in Präsenz stattfinden.